Und das war’s mit den #101ShortStorys!
Die Lektorin hofft, es hat euch auch so viel Freude gemacht wie ihr.
Sie hat viel gelernt und zahlreiche Autorinnen wieder- und neu entdeckt.
In diesem Sinne: mehr #FrauenLesen! Aber das gilt ja sowieso.
@LektoratWengorz
Mein Timing könnte ja heute nicht besser sein. Ich bekomme den Abschluss-Tröt der #101shortstorys mit.
Der Lektorin herzlichen Dank für ihre Mühen mit diesem Projekt und ein großes Lob für ihr Durchhaltevermögen.
#101ShortStorys – Nr. 101
Eileen Chang (1921–1995), »Straßensperre« (dt. v. Wolf Baus).
Beginn: »Der Straßenbahnfahrer steuerte die Straßenbahn.«
Zhang Ailing wird in Shanghai geboren und zweisprachig erzogen.
Studium der englischen Literatur.
1943: Debütroman »Liebe in einer gefallenen Stadt«.
1944–47 erste Ehe.
»The Rice Sprout Song« (1955) schreibt sie dann auf Englisch.
Mit ihrem 2. Mann übersiedelt sie in die USA.
Forschungsauftrag in Berkeley, Übersetzerin chinesischer Klassiker.
#101ShortStorys – Nr. 100
Ilse Aichinger (1921–2016), »Das Fenster-Theater«.
Beginn: »Die Frau lehnte am Fenster und sah hinüber.«
Unter den Nationalsozialisten wird der Österreicherin ein Studienplatz verwehrt, ihre jüdische Verwandtschaft mütterlicherseits (bis auf die Mutter) deportiert und ermordet.
1945 Medizinstudium, das sie zugunsten ihres Romans »Die größere Hoffnung« abbricht.
1951 Lesung bei der Gruppe 47.
1953 Ehe mit dem Autor Günter Eich, zwei Kinder.
Vielfach ausgezeichnet.
#101ShortStorys – Nr. 99
Carmen Laforet (1921–2004), »Rosamunda« (dt. v. Erna Brandenberger).
Beginn: »Endlich wurde es Tag.«
In Barcelona geboren, wächst sie auf den Kanaren auf.
Nach dem Bürgerkrieg Rückkehr nach Barcelona, Philosophie- und Jurastudium; beides unabgeschlossen.
1944 erscheint »Nada«, einer der meistübersetzten spanischsprachigen Romane.
Ehe mit einem Literaturkritiker, fünf Kinder.
8 Romane, Kurzgeschichten, Bilderbücher, Reiseberichte.
1970 Rückzug aus der Öffentlichkeit.
#101ShortStorys – Nr. 98
Patricia Highsmith (1921–1995), »Die Tänzerin« (dt. v. Melanie Walz).
Beginn: »Sie tanzten wundervoll zusammen, wirbelten und glitten zu heißen Tangorhythmen und Walzerklängen über den Tanzboden dahin, hin und her.«
Ihr Debüt »Zwei Fremde im Zug« (1951 von Hitchcock verfilmt) macht sie weltberühmt.
Viele Reisen.
Größter Erfolg: »Der talentierte Mr. Ripley«.
Im Zentrum steht bei ihr nicht das »Whodunit«, sondern das »Whydunit«.
Autobiografisch: »Salz uns sein Preis«.
#101ShortStorys – Nr. 97
Simin Daneshwar (1921–2012), »Die Gebärende« (dt. v. Sabine und Mohammad Hossein Allafi).
Beginn: »Der Abend dämmerte, als Akram, die ältere Schwester, müde aus ihrer Praxis im Süden der Stadt nach Hause zurückkam.«
Die Iranerin studiert und promoviert in Literaturwissenschaft, schreibt schon währenddessen Kurzgeschichten unter Pseudonym.
1961–81 außerordentliche Professorin an der Uni Teheran.
Ihr Roman »Drama der Trauer« gilt als Meisterwerk der iranischen Prosa.
#101ShortStorys – Nr. 96
Marlen Haushofer (1920–1970), »I’ll Be Glad When You’re Dead …«.
Beginn: »Trinkst du mit mir einen Schluck Kognak?«
Nach der Matura Reicharbeitsdienst in Ostpreußen.
Unabgeschlossenes Gemanistikstudium, unehelicher Sohn.
Ehe mit einem Zahnarzt – ein Sohn –, die 1950 geschieden, 1958 erneuert wird.
Ab 1946 erste Kurzprosa in Zeitungen.
Bekanntestes Werk: »Die Wand« (1963, verfilmt 2012).
Wiederentdeckung ab 1984.
An Knochenkrebs erkrankt stirbt sie nach einer OP.
#101ShortStorys – Nr. 95
Clarice Lispector (1920–1977), »Praça Mauá« (dt. v. Sigrid Köppen).
Beginn: »Der Nachtclub an der Praça Mauá hieß ›Erótica‹.«
In der heutigen Ukraine geboren. Ihre jüdischen Eltern emigrieren kurz darauf nach Brasilien.
Jurastudium; Arbeit als Lehrerin und Journalistin.
Ehe mit einem Diplomaten, dem sie nach Neapel, Bern und Washington folgt.
1959 Scheidung und Rückkehr nach Rio de Janeiro.
1967 schwere Verletzungen bei einem Wohnungsbrand, den sie selbst auslöste.
#101ShortStorys – Nr. 94
Andrée Chedid (1920–2011), »Brüder im langen Unglück« (dt. v. Sigrid Köppen).
Beginn: »Wir waren fünf an jenem Morgen.«
Aus einer christlichen syrisch-libanesischen Familie, in Kairo geboren.
Geht mit 14 nach Europa, studiert anschließend in Kairo Journalismus.
1946 Umzug mit ihrem Mann nach Paris, bekommt einen Sohn.
Schreibt erst auf Englisch, später auf Französisch.
Am bekanntesten: der später verfilmte Roman »L’Autre«.
Bekommt 2002 den Prix Goncourt de la poésie.
#101ShortStorys – Nr. 93
Iris Murdoch (1919–1999), »Etwas Besonderes. Eine Geschichte« (dt. v. Nicole Seifert).
Beginn: »›Warum willst du ihn denn nun nich?‹, fragte Mrs. Geary.«
Studiert alte Geschichte, Philologie und Philosophie, promoviert bei Wittgenstein.
Ist eine Vordenker*in der Gender-Theorie und bezeichnet sich selbst als Person »in der Haut eines homosexuellen Mannes, der seiner Frau fremdgeht«.
Schreibt Lyrik, über 25 Romane, nur eine Kurzgeschichte (hier in dt. Erstübersetzung).
#101ShortStorys – Nr. 92
Doris Lessing (1919–2013), »Lucy Grange« (dt. v. Manfred Ohl/Hans Sartorius).
Beginn: »Die Farm lag fünfzig Meilen von der nächsten Stadt entfernt in einer Gegend, in der Mais angebaut wurde.«
In Kermānschāh (Persien) geboren, aufgewachsen auf einer Maisfarm in Südrhodesien (Simbabwe).
Schulabbruch mit 14, arbeitet als Kindermädchen und Sekretärin.
Zweimal verheiratet und geschieden. 1949 Umzug nach England.
Debütroman 1950: »Afrikanische Tragödie«.
2007 Nobelpreis.
#101ShortStorys – Nr. 91
Susanne Kerckhoff (1918–1950), »Die verbrannten Sterne«.
Beginn: »Noch immer zupft das Licht des Mondes an der Harfe der Nacht.«
Heirat mit 19, 3 Kinder.
1947 Umzug nach Ost-Berlin und Scheidung, ihr Mann erhält das Sorgerecht.
Ab 1949 Redakteurin bzw. Leiterin des Feuilletons der Berliner Zeitung.
Suizid, nachdem ihr von der SED Abweichlertum vorgeworfen wird.
Erste Romane noch »Unterhaltungsliteratur«, zunehmend politisch.
Erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.
#101ShortStorys – Nr. 90
Gwendolyn Brooks (1917–2000), »Selbstbeschwichtigung« (dt. v. Andrea Ott).
Beginn: »Sonia Johnson legte Handtücher und Seife zurecht.«
Wächst in Chicago auf und publiziert mit 13 ihr erstes Gedicht.
Als erste Schwarze erhält sie 1950 den Pulitzer-Preis – für den Gedichtband »Annie Allen« – und wird 1976 in die American Academy of Arts and Letters gewählt.
1953 erscheint ihr einziger Roman (»Maud Martha«).
Sie gilt als eine der Führerinnen der Black-Arts-Bewegung.
#101ShortStorys – Nr. 89
Tove Ditlevsen (1917–1976), »Für dich summ ich ein Wiegenlied« (dt. v. Ursel Allenstein).
Beginn: »Ich fahre mit der Straßenbahn nach Charlottenlund statt mit dem Fahrrad, weil ich nicht weiß, in welchem Zustand ich nach Hause zurückkehren werde.«
Aus dem Kopenhagener Arbeitermilieu; verlässt mit 14 die Schule; wird Dienstmädchen und Bürogehilfin.
Insgesamt vier Ehen.
Schreibt schonungslose autofiktionale Romane; 2021 erschien ihre »Kopenhagen-Trilogie« auf Deutsch.
#101ShortStorys – Nr. 88
Magda Szabó (1917–2007), »Der Bote« (dt. v. Henriette Schade).
Beginn: »Schmerzen hatte sie nie gehabt; dass sie sich an diesem Tag etwas stärker fühlte, merkte sie daran, dass ihre Gedanken nicht wirr, sondern folgerichtig waren wie früher.«
Studium der klassischen Philologie und ungarischen Literatur. Ab 1940 als Lehrerin, dann in einem Ministerium tätig.
1949 Publikationsverbot und Entlassung aus dem Staatsdienst.
Ihre Romane erscheinen ab 1958 in rascher Folge.
#101ShortStorys – Nr. 87
Carson McCullers (1917–1967), »Atem vom Himmel« (dt. v. Elisabeth Schnack).
Beginn: »Ihr spitzes junges Gesicht starrte eine Zeit lang unzufrieden in das Blau des Himmels, das dort weicher war, wo es den Himmel säumte.«
Schmales, aber gewichtiges Gesamtwerk.
Früher Ruhm durch »Das Herz ist ein einsamer Jäger« (1940).
Zweimal mit demselben Mann verheiratet; ihre Liebe zu Frauen, u. a. Annemarie Schwarzenbach, bleibt stets unerwidert.
Erleidet mehrere Schlaganfälle.
#101ShortStorys – Nr. 86
Han Suyin (1916–2012), »Wunschlos, fürderhin« (dt. v. Brigitte Kahr).
Beginn: »Ich drehte den Radioapparat an, und dann ging ich zum Spiegel und betrachtete mich, mich, Bettina Jones.«
Künstlername von Zhōu Guānghú.
Die Medizinerin schrieb auf Englisch Sachbücher über China sowie Romane, u. a. »Alle Herrlichkeit auf Erden«.
Dreimal verheiratet, 2 adoptierte Töchter.
Für ihre Linientreue mit dem Titel »Alte Freundin des chinesischen Volkes« geehrt.
Starb in Lausanne.
#101ShortStorys – Nr. 85
Marie Vieux-Chauvet (1916–1973), »Das Kind der Wälder« (dt. v. Nathalie Lemmens).
Beginn: »Aufmerksam legte Darius ein Ohr an den Stamm eines Mangobaums.«
In Port-au-Prince (Haiti) geboren; Ausbildung zur Grundschullehrerin.
Ab 1947 tritt sie als Theaterautorin in Erscheinung. Ihr erster Roman »Fille d’Haïti« (1954) wird mit dem Prix de l’Alliance Française ausgezeichnet.
Unter der Diktatur von François Duvalier muss sie ins Exil nach New York fliehen, wo sie stirbt.
#101ShortStorys – Nr. 84
Natalia Ginzburg (1916–1991), »Das Alter« (dt. v. Maja Pflug).
Beginn: »Nun werden wir allmählich das, was wir uns nie zu werden gewünscht haben, nämlich alt.«
Eine der bedeutendsten ital. Autorinnen des 20. Jhds.
Als Natalia Levi in Palermo geboren; mit 18 Veröffentlichung der ersten Erzählung.
Ehe mit Leone Ginzburg, der 1944 von der Gestapo ermordet wird; 2 Kinder.
1969 stirbt auch ihr 2. Mann.
Ab 1983 unabhängige Parlamentsabgeordnete für die Partito Comunista.