Die tägliche Dosis Lyrik
Raster
Besser für uns
wenn du unter der
Brücke deine
Zukunft verbringst
hörte ich in
der Schule
So kann man das
machen aber so
machen wir das nicht
hörte ich bei
der Post
Sie müssen wir
aber entlassen weil
sie Geld kosten
hörte ich als
Angestellter
Sie sind gut
aber zu teuer
hörte ich als
Selbständiger
Sie sind krank
aber passen nicht
in unsere Klinik
sagte der Doc
Hoffentlich passe ich
jedenfalls in die
Urne
09/2023
Die tägliche Dosis Lyrik
11909
18975 Tage
hast du gelebt
Vor 11909 Tagen
bist du gestorben
Ohne mich
9885 Tage haben
wir zusammen
verbracht
Obwohl wir nie
wirklich etwas
zusammen
verbrachten
18975 Tage
ohne Wurzeln
Und das ist was
ich mitgenommen
habe aus den
9885 Tagen
Ein Leben
ohne Wurzeln
09/2023
Frisches Brot
Butter
Ananastomate
Rauchsalz
Frisch gemahlener Pfeffer
Zwiebelchen
Hat ja niemand gesagt, dass ein #Gedicht sich reimen muss 😬
Die tägliche Dosis Lyrik
Männer gestern heute morgen
Surfen
das zählt
Spaß Mädchen Party
sagt er
Cowboystiefel von Karstadt
Türkei war super
Da muss ich noch mal hin
So ärmlich da
kannst du dir nicht vorstellen
Bauchtänzerinnen Möpse
Nächste Woche Südafrika
Johannesburg Kapstadt
sagt er
Wo die Schwarzen
erschossen werden
Schuhsohlen essen
sage ich
Er zeigt weiße Zähne
Leben und sterben
so ist das auf der Welt
sagt er
07/1989
Die tägliche Dosis Lyrik
Stell dich an
Biste halt traurig
Depression
Du magisches Wort
Ihr mildes Lächeln
will eine Erklärung
Na schön
Schwarze Tinte flutet
gleich zähem Teer
in jede Zelle
Ich wiege eine Tonne
unter der Schwerkraft
des Jupiter
Kein Gedanke ohne Tod
Keine Bewegung hat Sinn
Ich bin nur Reflex
Ein basales Wesen
Warte auf nichts
Warte nicht
Sonne Liebe Leben
sind gegenstandslos
Sinnlos
09/2023
Die Gärten der Jugend.
Aus den dunklen Sommergärten,
schwer von Düften,
wehet Liebe - - -
und mein Herz will wandern–
wandern will es zu den tiefen grünen Gärten erster Jugend,
die noch immer, glanzumwoben,
voll Verheissung
unter blauem Himmel liegen!
Doch wenn ich mein sehnsuchtsvolles Herz
hin zu jenen Gärten trage,
sehen Steinkolosse, trüb und feindlich,
mich mit hundert harten Augen höhnisch an.
Clara Ratzka
04.09. 1871 – 03.11.1928
Die tägliche Dosis Lyrik
Noch immer
Neben mir redet
jemand von des
Menschen Intelligenz
Aber so wie ich das sehe
sind wir mitten im
dunklen Mittelalter
Zenit der Inquisition
Voller Orgonenkacke
Sechsdimensionale
Bernsteinkräfte
in flacher Erde
Geistheiler mit
Quantenhänden
Ihre Vernunft
heißt Aberglaube
Geistige Diarrhoe
Weit und breit
kein Klopapier
08/1988
Die tägliche Dosis Lyrik
Vergessene Schöpfung
Pfarrblatt durchgeblättert
Termine Neues und
eine Fotoaktion
Schöpfung im Fokus
Das Thema des Monats
Drunter Genesis 1:20-21
Gott ließ es wimmeln
Ein einziges Wimmelbild
In der Luft
Im Wasser
Das war einmal
Es wimmelt nicht
mehr viel auf Erden
Nur im Pfarrblatt
Da wimmelt es
vor Ignoranz
Sterbende Schöpfung
Kein Wort davon
09/2023
Septembermorgen
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
Eduard Mörike
(1804 - 1875), deutscher Erzähler, Lyriker und Dichter
#eduardmörike #mörike #dichter #lyriker #gedicht #lyrik #September #septembermorgen
#eduardmorike #morike #Dichter #Lyriker #Gedicht #lyrik #september #Septembermorgen
Die tägliche Dosis Lyrik
Vollendete Gegenwart
Ein Fisch in seinem
sauerstofflosen Element
weint salzige Tränen
ins süße Wasser
japst im Elend
nach Luft und
Leben
So behandeln wir
uns selbst
Drei Tage weinen
sind zwecklos
An jedem Tag von
Schwachköpfen seziert
frittiert verspeist
tot wie das Mitleid
tot wie die Fische
tot wie Geld
07/1988
Die tägliche Dosis Lyrik
Unterführung
Tür zumachen
von außen und
Lärm Menschen
Southern Comfort
drin lassen
Treppe hinab
zur Unterführung
Kalte Winterluft
Lungen schmerzen
Schritt um Schritt
Sinnloses in den
Schaufenstern
Nachgeburten von
Zivilisation
Kein Traumbild
Dann
eine Plastiktüte
REWE-Rotwein darin
Warum nicht
mitnehmen
nach Hause gehen
Hab vergessen
wo das ist
05/1988
Sehnsucht
Ihre Arme umschlingen den Mondenschein
Und ringen nach den Sternen,
Die Augen wühlen sich in die Nacht,
in kalte leblose Fernen.
Und es umkrallt die bettelnde Hand
Den tauben Stein, den toten Sand,
zermalmt von verzweifeltem Sehnen.
Ertrinkend in Sehnsucht und Tränen.
Max Dauthendey, 25.07.1867 – 29.08.1918
#maxdauthendey #Dichter #Gedicht #Gedichte #lyrik
Quatsch
Der Text hier ist nicht wirklich schön,
drum brauchst du ihn nicht anzusehn.
Du solltest ihn mal besser schnell vergessen.
Ihn laut zu sprechen, wär bekloppt;
hätt besser Schreiben längst gestoppt,
doch bin ich auf das Ende so versessen.
Die tägliche Dosis Lyrik
Alle Jahre wieder
Sie tragen wieder
Intelligenz vor sich her
wie die Katholen
ihre Monstranz
Nase oben Pöbel
unter den Sohlen
Ich-Rausch
Stolz auf die
Kontoauszüge
Ehren weder
Liebe noch Tod
Nur Sex und Zaster
Besitzen Alibikinder
Mercedes auf die
Vorhaut tätowiert
Felgen Ficken Frauen
Himalaya-Ego
Bluten lassen macht
süchtig und
Blut bringt Geld
Streicheln mit der
Kralle des Falken
Sterben einsam
12/1987
Die tägliche Dosis Lyrik
Permafrost
Baue dir einen
festen Boden auf
dem du stehst
und gedeihst
Sagten sie
Baue ein Haus
baue auf Frau
und Kinder
Baue auf einen
guten Beruf
baue dies
und jenes
Hab’s versucht
Dann wurde
der Boden
unter mir weich
Mir fiel ein
dass er schon
immer weich war
Ich hatte nur gelernt
darauf zu balancieren
Doch jetzt
ist er grundlos
saugt mich ein
frisst meine
Reste
08/2023
Die tägliche Dosis Lyrik
Wissen Sie
Die Crux mit
dem Kinderkriegen
ist das Herz
Es bricht
wenn sie in den
Kindergarten gehen
in die Schule
auf die erste Reise
Das Haus verlassen
weit weg in
unbekannte Gefilde
Jedes Mal bricht
das Herz in
kleine Teile und
die verlieren sich
in den Weiten
des Lebens
Unauffindbar
Keine Chance
auf Reparatur
Man kann stolz sein
wie man will
Am Ende ist man
ein Scherbenhaufen
08/2023
Die tägliche Dosis Lyrik
Nicht für alle
Tabletten
Medikamente
In der Wochenbox
Wir werden nicht
drum rumkommen
sagt das Stethoskop
Sieht so aus
schätze ich und
sehe auf die Liste
Ein bunter Cocktail
Inzwischen ist es
mir ziemlich egal
Grüne rote blaue
gelbe Hoffnung
Hoffnung gibt es nicht
Nicht in der Natur
Nur Wahrscheinlichkeiten
Hoffnung ist menschlich
und wir Menschen
haben versagt
08/2023
Lösungen
Ich löse gerne
all deine Probleme,
die du nicht hattest.
Ich löse gerne
meinen Stuhl und
lege dir den Haufen auf den Tisch.
Ich löse gerne
die schwierigsten Rätsel
durch Ausmalen.
#stachellyrik #Gedicht #ungereimt
Die tägliche Dosis Lyrik
Du weißt
Du weißt
ich muss dich verlassen
Der Sommer erlaubt kein Glück
Er bringt nichts
nur sein eigenes Leben
Das der anderen erstickt darin
Wie unter einem kühlen Baum
dessen Schatten dich
zum Schwitzen bringt
Wie der Vogel
der dir ein
stummes Lied singt
Wie der Fluss
dessen heißes Wasser
die Fische kocht
Jetzt weißt Du
05/1987
Die tägliche Dosis Lyrik
Die Konferenz
Der Tod
freundlich und nett
ruhige Stimme
scharfe Sense
Kobaltaugen
Sein Anliegen
Mich holen
Wir verhandeln
den Sterbetag
Jedenfalls nicht im Herbst
Katalog mit Sterbearten
auf dem Tisch
Hochwertig
Melodramatisch
sage ich
Der Tod ist zufrieden
Beratung und Service
sind kostenlos
Wir gehen
einen trinken
Auf meinen Deckel
versteht sich
12/1987