5. Oktober, 1967
„Marie besteht darauf, dass ich ihr weiter erzähle, wie es gewesen sein mag, als Grossmutter den Grossvater nahm.“
5. Oktober, 1967
„Marie besteht darauf, dass ich ihr weiter erzähle, wie es gewesen sein mag, als Grossmutter den Grossvater nahm.“
Anspielung auf das Grossvaterlied (August Langbein) auch von Günter Grass in der Blechtrommel (1959). Das Buch beginnt mit der Zeugung von Oskars Mutter unter den vier Röcken der Grossmutter auf dem kaschubischen Kartoffelacker.
4. Oktober, 1967
„Für Gerechtigkeit hatte sie nicht einen Begriff mitgebracht, sondern ein Empfinden. Das Empfinden, beraten von der evangelischen Religion, liess Unterschiede zu, allerdings nicht krasse.“
Heimat ist ein Gefühl.
3. Oktober, 1967
„In Darmstadt wurde gestern der Prozess eröffnet gegen 11 Angehörige des S.S.-Sonderkommandos A 4, die 1941 an der Ermordung von etwa 80 000 Sowjetbürgern, darunter 70 000 Juden, beteiligt waren. In Kiew trieben sie 33 771 Männer und Frauen und Kinder an den Rand der Schlucht Babi Jar, erschossen sie und stiessen sie hinunter in weniger als 36 Stunden.“
2. Oktober, 1967
„Galotschka, die Tochter meines Bruders Jascha, kehrte heim zu ihrer Mutter, die eben aus dem Gefängnis entlassen worden war; Jaschas Frau hatte auf Grund des entsetzlichen Gesetzesartikels, der auch die Angehörigen derjenigen bestrafte, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, zwei Jahre dort verbringen müssen.
Jeder, der in Gefangenschaft geriet, galt -- auch wenn er verwundet war wie Jascha -- als einer, der sich dem Feind ergeben hatte.
1. Oktober, 1967
„Das Sonntägliche ist auf einen Sonntag gefallen. Es ist ein nahezu unschuldiges Bild, in dem Kinder und Spaziergänger leben wie harmlos. Es ist eine Täuschung,und fühlt sich an wie Heimat.“ Eine Täuschung, die sich wie Heimat anfühlt, aber keine Heimat ist.
30. September, 1967
Lisbeth erhält in Richmond einen Brief ohne Absender (mit Anmerkung über Mrs. Trowbridge).
„Diesen Brief zeigte sie Cresspahl nicht.
Den behielt sie für sich. Sie hatte ihm von Herbert Wehmke, Fähnrich zur See, nicht einen Ton gesagt. Sie wollte es ihm nicht für immer verschweigen, aber noch für eine Weile.“
29. September, 1967
aus der NYT - ‚dass der linke Flügel des Sozialisischen Studentenbundes in Westberlin von Herrn Rudi Dutschke geführt wird. „Manchmal nennt man ihn ‚Red Rud‘ oder ‚Revolutionary Rudy‘, aber er ist kein klassischer Marxist.“‘
28. September, 1967
‚So der dick bedeckte Tag aus Dunst über dem jenseitigen Flussufer, (…) erzeugt Verlangen nach einem Tag, der so nicht war, fertigt mir eine Vergangenheit, die ich nicht gelebt habe, macht mich zu einem falschen Menschen, der von sich getrennt ist durch die Tricks der Erinnerung.‘
27. September, 1967
‚Mrs. Jones sagte: Was für ein apartes Gesicht!‘
‚Lisbeth Papenbrock hatte verstanden: Was für ein getrenntes Glaubensbekenntnis!‘
Lisbeth ist in Richmond unglücklich.
24. September, 1967
„Gestern nachmittag war auf der Fünften Avenue und in Yorkville Jodeln zu hören, als die Deutschamerikaner zum zehnten Mal ihre jährliche Steuben-Parade abhielten.“
Der preussische General Friedrich Wilhelm von Steuben wurde von Benjamin Franklin angeworben. Von Steuben trat der neugeformten ‚Continental Army’ 1777 bei. Diese erkämpfte die Amerikanische Unabhängigkeit: Führung General George Washington mit preussischen Taktiken Von Steubens.
19. September, 1967
‚Für dein Kind ist dir das Beste eben genug, Mrs. Cresspahl?‘
Amerika soll für Marie Heimat werden.
22. September, 1967
Marie will Dr. Brewster, Park Avenue, welcher im September 1967 nach Vietnam eingezogen wird, noch einmal sehen. Sie trifft aber nur seine Sprechstundenhilfe Miss Gibson, geht dann zu Brewsters Wohnung, wo sie nur noch Mrs. Brewster vorfindet. Marie verhält sich unkindlich.
Dankrede von #UweJohnson - Georg Büchner-Preis des Jahres 1971
21. September, 1967
‚Das Flössbürger Konzentrationslager kann am besten als eine Fabrik beschrieben werden, die mit dem Tode handelt. Boshafte Tötungen von Juden waren an der Tagesordnung, Einspritzungen von Gift und Genickschüsse waren alltägliche Gegebenheiten.‘
20. September, 1967
Lisbeth taucht plötzlich in Richmond auf. ‚Schon ängstigte sie sich davor, ihn zu verlieren; sie wünschte sich, vor ihm zu sterben.‘
19. September, 1967
‚Für dein Kind ist dir das Beste eben genug, Mrs. Cresspahl?‘
Amerika soll Marys Heimat werden.
18. September, 1967
‚Ihnen ist es nicht gelungen, Besitz aus Europa vor den Nazis zu retten, sie sind nicht hoch genug abgefunden worden, sie können nicht bürgerliche Vergangenheit verlängern in den polierten Wohnungen am Riverside Drive, sie leben für sich.‘
Should auld acquaintance be forgot
And never brought to mind
Should auld acquaintance be forgot
And days of auld lang syne.
17. September, 1967
Betn scheef
hett de leeve Gott leev.
Bisschen schief
hat der liebe Gott lieb.