--Währungen der Welt - und Gold - repräsentiert wird. [...]
Wenn solche Krisen außerhalb der imperialen Zentren auftreten, sind die lokalen Volkswirtschaften häufig gezwungen, sich verheerenden 'Strukturanpassungen' zu unterwerfen [...] Doch wenn Panik das Zentrum des Systems erschüttert, ändern sich die Regeln schlagartig. Anstatt seine Schulden zu reduzieren [...] hat der US-Imperialstaat seine Kreditaufnahme während der Krise ab 2008 massiv ausgeweitet."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, 292ff)
--Tag gelegte Obsession mit Gelddisziplin zielt unter diesen Voraussetzungen nicht auf die Bekämpfung der Inflation ab. Vielmehr geht es um die Ausübung von Klassendisziplin über die Arbeit - die Verwendung von Austerizitätsmaßnahmen, um im Interesse der Rentabilität Druck auf die Löhne auszuüben."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, 2022, Seite 291/292)
--Grundlage für eine transformative Politik. Analysen dieser Art, die die Welt der Arbeit ausblenden, verschleiern auch den Umstand, dass die Lohnarbeit im Weltmaßstab in der neoliberalen Phase (seit den späten 1970er-Jahren) enorm zugenommen hat. So hat sich die globale Lohnarbeiterklasse innerhalb eines Vierteljahrhunderts von etwa 1,5 Milliarden auf drei Milliarden verdoppelt."
(Seite 281)
#DavidMcNally geht dann noch auf einige andere Theorieansätze zum "Niedergang" des Kapitalismus ein--
--Dekonstruktion und Poststrukturalismus in Verbindung gebracht wird. [...]
Diese Analysen sind das Ergebnis einer Debattenlinie, die das kritische Denken in der Zeit nach 1973 verwässert haben."
(Seite 278)
#DavidMcNally geht dann auf den, ich nenne es mal, Derrida-Baudrillard-Cluster ein und führt auf Seite 280 zusammen:
"Ein zentrales Problem solcher Erklärungsansätze besteht darin, dass sie dazu neigen, die Währungsordnung nach 1973 als ~Entmaterialisierung~ des Geldes zu beschreiben.--
--entstand etwas Neuartiges, das die Theorie noch nicht wirklich erfasst hat: ~ein imperiales Fiatgeld~.
[...]
Kurzum: Trotz seiner Lösung vom Gold sowie Amerikas anhaltender und massiver Zahlungsdefizite dominiert ein gestärkter Dollar die Weltwirtschaft."
(#BlutUndGeld, 2022, Seite 276/277)
Ui ui ui, Seite 276ff.! Irrtümer der Linken.
Selten bei einem Sachbuch so oft "Ja!" gerufen und geächzt und aufgelacht. Werde noch ein paar Stunden oder Tage brauchen, das hier sinnvoll zu zitieren ...
Jetzt ist das Lesefrühstück zu Ende und ein geschäftiger Tag wartet.
Die Perspektive des Widerstands - so wichtig! Und auch wohltuend! Deshalb merke ich mir mal:
"Zu den vielfältigen Formen schwarzen Widerstands während des Bürgerkriegs siehe David Williams: I Freed Myself. African American Self-Emancipation in the Civil War Era, New York 2014. Siehe auch Harding: There Is A River, Kap. 11. Zum Generalstreik der Sklaven siehe William E. B. Du Bois: Black Reconstruction in America, 1860-1880 [1935], New York 1992."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, 2022, Seite 251)
Und wer noch ein bisschen tiefer mikroskopieren mag, der unmittelbar darauf folgende Satz:
"Ein solcher Staat ist integraler Bestandteil des Kapitalverhältnisses, weil er die der kapitalistischen Gesellschaft eigenen Formen der Entfremdung und die von ihr erzeugten Konflikte mithilfe Institutionen subjektloser Macht ordnet und verwaltet."
#DavidMcNally
Das sind spannende optische Werkzeuge für den Blick auf den Nachrichten-Mahlstrom.
(#BlutUndGeld, 2022, Seite 246)
Das hier ist eine hübsche, klare Brille, mit der sich prima aktuelle Konflikte angucken lassen:
"Ein bürokratisch zentralisierter Staat, der militärische Verteidigung und Expansion organisiert, Wirtschaftskrisen bewältigt, Verkehrsinfrastrukturen errichtet und die Arbeiterklasse und andere subalterne Gruppen in Schach hält, ist durchaus im allgemeinen Interesse des Kapitals, solange seine Eingriffe die Eigentumsrechte und 'Freiheiten' der Unternehmen nicht beeinträchtigen."
#DavidMcNally, 246
"In Erwartung der im Sklavenhandel zu erzielenden Profite zeichneten sämtliche Mitglieder der königlichen Familie, dere Lordkanzler sowie der Sprecher des Parlaments Aktien der Company. Auch Defoe erkannte das Geschäftspotenzial und pries die Aktivitäten [...] als einen Segen [...]"
#DavidMcNally
#DanielDefoe taucht im Buch öfters so sklavenhandelgeldgeil auf. Da bekomme ich mal wieder richtig Lust, die Dekonstruktion #FreitagUndRobinson (USA/GB 1975) zu schauen.
#davidmcnally #danieldefoe #freitagundrobinson
"Am schockierendsten an den englischen Debatten über den Sklavenhandel des 18. Jahrhunderts ist, dass die vorherrschende liberale Position forderte, den Handel zu ~erweitern~, indem man das Monopol der Royal African Company (RAC) beendete und den Handel für alle öffnete. Die Liberalen des 18. Jahrhunderts störten sich nicht an den verletzten Rechten der Versklavten, sondern an der eingeschränkten Freiheit, versklavte Afrikaner kaufen und verkaufen zu dürfen."
#DavidMcNally
(Seite 198)
"Es ist gut vorstellbar, dass Locke der Macht des Geldes so zugetan war, dass er einfach nicht in der Lage war zu erkennen, wie durch die Ausdehnung der Macht über Personen ein Zustand der Sklaverei herbeigeführt wurde, der radikal gegen seine liberalen Grundsätze der 'natürlichen Freiheit' verstieß."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, Seite 192)
"Im Besonderen behaupte ich, dass es dem klassischen Liberalismus [hier präsentiert durch #JohnLocke - Bö.] weniger um allgemeine Rechte als um die Verteidigung von ~Eigentumsrechten~, einschließlich des Eigentums an Menschen, ging."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, Seite 189)
#johnlocke #davidmcnally #blutundgeld
Kurzer abschließender Schlenker zu #IsaacNewton
#DavidMcNally nennt das: "die grausame Entschlossenheit, das Gesetz der kapitalistischen Märkte den Körpern der Armen einzuschreiben." (Seite 184)
Genau dafür, "für seine politische Betätigung" und nicht etwa für seine wissenschaftlichen Leistungen, wurde er übrigens zum Ritter geschlagen. (Wikipedia)
https://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton#Leiter_der_M%C3%BCnze,_Aufenthalt_in_London
--(d. h. um 1470) lebten in den meisten europäischen Dörfern nur noch etwa halb so viele Menschen wie im Jahr 1300. In dieser Zeit des Bevölkerungsrückgangs verschwanden in Deutschland zwischen 20 und 30 Prozent der Siedlungen, in England weiß man von mindestens 2000 verlassenen Ortschaften."
#DavidMcNally
Die Gewaltigkeit dieser Disruption muss ich mir auch immer mal wieder klarmachen. Wird vielleicht Zeit, ein, zwei gute Sachbücher über die Pestzeiten zu lesen.
(#BlutUndGeld, Seite 127)
"Im feudalen Europa gab es nichts, das mit der zentralisierten Staatsmacht des alten Persien, China oder Rom vergleichbar gewesen wäre. Tatsächlich waren die wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen der Könige oft kaum größer als die der reichsten Ritter."
(Seite 124)
"Der Staat war so betrachtet nicht viel mehr als ein großer adeliger Hof, der in Kriegszeiten den Adel zu den Waffen rufen konnte."
(Seite 125)
#DavidMcNally, #BlutUndGeld, 2020/2023, bei @karldietzverlag
"Doch wie Walter Benjamin anmerkt, ist in der Klassengesellschaft jeder zivilisatorische Fortschritt auch ein Fortschritt der Barbarei."
#DavidMcNally
Ja naja, das gilt auch für jeden historischen Versuch mit der klassenlosen Gesellschaft.
Und vielleicht spielt auch eine Rolle, dass wir einen technologischen oder organisatorischen Fortschritt allzu gern schon für einen zivilisatorischen halten.
(Mal ab vom fragwürdigen Gegensatz Zivilisation/Barbarei.)
(#BlutUndGeld, 2020/2023, Seite 105)
Literaturtipp aus den Fußnoten, der vor allem @molosovsky interessieren dürfte, Stichwort #GroßraumPhantastik
#WilliamHDesmonde, #MagicMythAndMoney, New York 1962
"Obwohl Desmondes Analyse manchmal zu ausschließlich psychoanalytisch ist, bietet sie wichtige Einblicke in die historische Beziehung zwischen Nahrung und Geld in der Antike."
#DavidMcNally
(#BlutUndGeld, Seite 69)
#GroßraumPhantastik #williamhdesmonde #magicmythandmoney #davidmcnally #blutundgeld
Ah, hier, #EnzoTraverso ist das mit dem Zusammenziehen der beiden Weltkriege zum "Europäischen Bürgerkrieg 1914 bis 1945".
Davon hatten wir es doch neulich mal, allerdings gefasst in die Formel "Zweiter Dreißigjähriger Krieg".
https://de.wikipedia.org/wiki/Enzo_Traverso
(#DavidMcNally, #BlutUndGeld, Literaturverzeichnis Seite 339)
#enzotraverso #davidmcnally #blutundgeld
Okay, #Homer (den zu lesen mir schon als Kind nix gegeben hat) verfasst aus "Unbehagen" gegen den "Krieger-Handel" der Adeligen seiner Zeit verklärend-heroisierende Fluchtliteratur über vergangene Zeiten, während sein Zeitgenosse #Hesiod "anti-aristokratische Kritik der Umwälzungen" betreibt, "die aus den neuen Marktbeziehungen und -praktiken erfolgten. Der Text schäumt geradezu vor Wut", meint #DavidMcNally.
Dann werde ich #WerkeUndTage wohl mal lesen.
(#BlutUndGeld, ab Seite 47)
#homer #hesiod #davidmcnally #werkeundtage #blutundgeld