Bis zur Aktionswoche gegen Linke Einheit ab dem 25.09.2023 veröffentlicht Breaking the Spell täglich eine kurze Lebensgeschichte eines*einer vom Marxismus ermordeten Anarchist*in - heute: Fanya Baron
Intro
Es gab eine Welt vor dem Marxismus: Von 1872 bis ca. 1919 waren der Marxismus und seine Vorläufer*innen eine Randnotiz der Geschichte. Der Hauptteil der Sozialist*innen waren entweder anarchistisch oder anti-autoritär – sie lehnten den Staat ab und wollten eine dezentrale, von unten organisierte Gesellschaft. Wie kommt es dann, dass heute die Linke so sehr auf den Staat als Mittel fokussiert ist? Ein wichtige Rolle spielte der marxistische Terror gegen die anarchistische Bewegung. Tausende von Anarchist*innen wurden durch Marxist*innen ermordet, inhaftiert, gefoltert und vergewaltigt. Hier ist eine kurze Lebensgeschichte eines*einer dieser Anarchist*innen. (Anmerkung zur Sprache: Es wird das überlieferte Geschlecht benutzt, es gab mit Sicherheit auch trans*, inter*, nicht-binäre und agender Anarchist*innen damals. Die Lage von Orten wird oft in der Kurzform „in Nationalstaat“/„(Nationalstaat)“ erklärt, in allen Fällen wird deren Gebietsanspruch abgelehnt.
Fanya Baron
Fanya Baon wurde als Freida Anisimovna Greck 1887 in Vilnius (heute Litauen, damals Russisches Reich) in eine jüdische, litauische Familie geboren. In jungen Alter zog sie mit ihrer Familie in die USA, wo ihre Familie sich in Grefenson unbenannt. Dort lernte sie den Anarchisten Aron Baron kennen, den sie 1915 heiratet.
In Chicago war sie bei den Industrial Workers of the World (IWW), einer stark anarchistisch beeinflussten sozialrevolutionär, syndikalistischen Gewerkschaft, aktiv und organisierte zusammen mit Aron und Lucy Parsons Demonstrationen. Am 17. Januar 1915 leitet sie den russischsprachigen Revolutionären Chor bei einer Kundgebung bei der u.a. Lucy Parsons sprach, anschließend wurde sie von der Polizei bewusstlos geschlagen und verhaftet (sie kam auf Kaution frei).
1917 kehrte sie im Rahmen der Februar-Revolution zusammen mit Aron nach Russland zurück. Sie baute die anarchistischen Föderation in der Ukraine Nabat (Alarm) mit auf. Sie wurde dann am 25. November 1920 zusammen mit vielen anderen Anarchist*innen bei einer Konferenz in Kharkov/Kharkiv von der Tscheka (bolschewikisches Geheimpolizei) verhaftet.
Am 10. Juli 1921 gelang ihr und 9 anderen Anarchist*innen die Flucht aus dem Gefängnis Ryazan. Anschließend plante sie Aron bei der Flucht aus sener Haft in Moskau zu helfen. Am 17. August wurde sie jedoch erneut von der Tscheka verhaftet. Diesmal in der Wohnstätte von Arons Bruder.
Am 29. September 1921 wurde sie mit der Begründung, „Komplizin bei antisowjetischen kriminellen Handlungen zu sein“ erschossen. Einer der 9 anderen Anarchist*innen, die mit ihr ermordet wurden war der Dichter Lev Chernyi. Aron Baron wurde 1937 in einem sowjetischen Lager ermordet. Fanya Baron soll bis zum Moment ihrer Hinrichtung Widerstand gegen ihre Henker*innen geleistet haben.
Weiterführendes:
Baron, Fanya aka Fanny Grefenson, aka Anisimovna aka Fanny Baron 1887-1921 – Nick Heath: https://libcom.org/article/baron-fanya-aka-fanny-grefenson-aka-anisimovna-aka-fanny-baron-1887-1921
Fanya Baron – Biography: https://www.jewage.org/wiki/en/Article:Fanya_Baron_-_Biography
Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Fanya_Baro
Plakat Fanya Baron (ungekürzt): https://breakingthespell.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/2214/2023/09/Fanya-Baronungekurzt.pdf
Outro
Es wird eine Welt nach dem Marxismus geben: Er und der andere Ableger der staatlichen Linken der Liberalismus bestimmen heute die Linke Szene, dadurch kontrollieren sie die anarchistische Bewegung. Uns daran zu erinnern, dass den Staat abzulehnen nicht utopisch, sondern normal ist, bedeutet uns zu befreien - weiter bewegen zu können. Das ist nicht nur eine Frage des Selbstbewusstseins als Anarchist*innen. Praktisch führt die Linke Liebe zum Staat beispielsweise dazu, dass beim Widerstand gegen die von Kapitalismus, Staat und Kolonialismus verursachte Klimakatastrophe der Staat statt als Gegner „als Mittel zu ihrer Lösung" gesehen wird. Brechen wir mit der Linken und der Linken Szene! Keinen Frieden mit Marxismus und Liberalismus! Weitere Texte und Links über das Leben dieses*dieser und anderer Anarchist*innen, die vom Marxismus ermordet wurden gibt's unter: breakingthespell.blackblogs.org/murdered-by-marxists
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