Als 1993 meine Mutter nach fast 30 Jahren im selben Arbeitsbereich gekündigt wurde, saß sie in der Küche und weinte, als ich von der Schule nach Hause kam.
"Was haben wir da nur herbeigerufen" sagte sie. "Ab jetzt sind wir keine Menschen mehr, ab jetzt sind wir Ware, die billig verschachert wird. Und das ist erst der Anfang, du wirst sehen"
#friedierinnertsich #nachwendezeit
Ich bin so aufgewachsen, dass Mama und Papa arbeiten gegangen sind.
Deshalb hatten mein großer Bruder und ich Aufgaben zu erledigen, wenn wir von der Schule kamen und den Kleenen vom Kindergarten abgeholt hatten. Ich war 12, als ich ihn zum ersten Mal abholte, mitten in der Wendezeit.
Meine Mutter hatte da noch den Job bei der Bahn, übrigens schon seit ihrer Lehrzeit.
Es war völlig normal, selbstständig das Haus sauber zu halten, Treppe abkehren, um den Kleenen kümmern, Wohnzimmer saugen, abwaschen, der große Bruder genauso wie ich.
Dann kamen Freunde lang zum Hausaufgaben machen. Mit denen aßen wir dann Abendbrot, das gabs 18 Uhr 😁
Oder ich ging zu einem von ihnen.
Es war Zeit für Mittagsschlaf im Kindergarten, 15 Kinder schlüpften in Unterwäsche unter ihre Decken auf alten Holzliegen.
Mein bester Freund lag auf seiner Liege neben meiner, er hatte als Bild einen Fliegenpilz und ich einen Marienkäfer. Die Kindergärtnerin las eine Geschichte vor mit zwei Bären und mein bester Freund begann leise zu weinen. "Warum weinst du" fragte ich den Fünfjährigen und er sagte, "ich habe Angst, die Bären haben sich irgendwann nicht mehr lieb" Ich antwortete "Gib mir deine Hand. Die Bären haben sich für immer lieb" und wir schliefen Hand in Hand ein.
#friedierinnertsich #ddrkindheit
Wenn es im Sommer so heiß war, haben wir uns als Teenies mit Bikini in eine Wanne voll kaltem Wasser gelegt, und sind danach auf dem Hof unter den schattigen Pavillon um kurz zu frieren 😂 Nur Dummheiten im Kopf.
"Kommste mit ins Freibad?" fragte ich meinen besten Freund.
"Weißt du es noch nicht, antwortete er, es gibt keins mehr!"
"Wie es gibt keins mehr. Die Freibäder gehören uns allen, die sind Volkseigentum!"
"Jetzt nicht mehr", antwortete der Zwölfjährige und sah mich eindringlich an. Komm her. Er machte die Arme breit, mich zu umarmen.
Ich begann zu weinen. "Aber", schluchzte ich, "es wird nur neu gemacht ja?"
"Nein, es wird nicht neu gemacht. Es wird ein Tennisplatz draus."
"Ok, wollen wir ins Kino?" sagte ich dann mich selbst aufmunternd. "Leider ist das seit gestern auch zu" sagte er und plötzlich musste er auch weinen. Wir umarmten uns fest und heulten.
#friedierinnertsich #wendezeit
"Ich liebe es dass du so direkt bist, eine richtig starke Frau"
Echt cool, bringst du mir bitte Kaffee und Puddingstreuselkuchen?
"Hab nur Kaffee da, keinen Kuchen"
Na dann fahr halt zum Bäcker und hol welchen.
"Ist das dein Ernst?"
Ja absolut direkt, eine richtig starke Frau. 😁😂
#friedisgesprache #friedierinnertsich
In meiner Kindheit wurden Sonntags die Schuhe geputzt, die Sonntagskleidung angelegt und die Haare ordentlich frisiert. Danach ging es um 10 zur Sonntagsmesse in den Nachbarort, meine Mama war Katholikin. Und das mitten in der #DDR.
Mein Stiefvater brachte uns mit dem Auto in den Nachbarort und es war den Nachbarn unbegreiflich, wie eine Katholikin ein Auto besitzen konnte, denn Kirchen waren staatsfeindliche Einrichtungen und ein Auto war eher das Privileg von Staatsfreunden. In Wahrheit hatte meine Mutter den Wartburg im Lotto gewonnen, aber das glaubte niemand, denn wir hatten auch ein Telefon. Genau so ein Privileg. So stiftete meine Familie immer große Verwirrung.
In meiner ersten richtig festen Beziehung, so mit 19, haben wir Zuhause alles gemeinsam angepackt und es lief Hand in Hand. Es mussten keine Aufgaben oder Bereiche aufgeteilt werden, jeder hat das gemacht, was eben gemacht werden musste, weil man sowas ja eigentlich sieht.
Das wurde auch erledigt, wenn der andere beispielsweise auf Arbeit war oder unterwegs. Total selbstverständlich. Hätte ich gewusst, dass nicht alle Beziehungen so laufen, weil nicht alle Menschen das überhaupt wollen oder können, hätte ich mich niemals getrennt. Sieht mein Ex übrigens genauso. Nun ja, wir können nunmal die Zeit nicht zurückdrehen.
Es gab Herausforderungen in meinem Leben, da dachte ich, dass schaffe ich niemals.
Nur notgedrungen, also weil es anders nicht ging, musste ich die packen und mit jedem Mal wurde ich ein kleines bisschen stärker.
Aber nicht, ohne vorher vor lauter Verzweiflung zu heulen. Und dann tief durchatmen, Anlauf nehmen, los.
Als Herr Fried und ich uns kennenlernten, schwärmten rundherum alle Paare vom gemeinsamen Baden. Also wollten wir das auch mal ausprobieren.
Es war das unbequemste, unromantischste, was wir je erlebt haben 😂 Schrecklich. Kein Platz, und Herr Fried saß auf dem Stöpsel, was echt unbequem wurde, und zudem den Wasserhahn im Kreuz. Und uns war beiden kalt, denn keiner hatte was vom heißen Badewasser 😁
Erinnerungen, so tief, dass sie nie wieder verschwinden, fest verschlossen im Herzen, nichts, was heutzutage noch jemanden interessiert.
Er zu mir (ich war 21)
"Dich kann man einfach nie zufriedenstellen. Zu nett findest du langweilig, zu bestimmend ist für dich wie Gefängnis. Egal was ich tue, um es dir perfekt zu machen, ist immer Scheiße für dich. Wie soll ich wissen, was ich tun soll, wenn du nie zufrieden bist?"
Ich (mit Tränen in den Augen): Das ist genau das Problem. Du sollst einfach so sein, wie du bist, damit ich weiß, ob ich dich, so wie du bist, lieben kann.
Er: Ach fuck. (drehte sich um & ging)
#friedierinnertsich
"Komm, wir holen Birnen aus dem Keller, und dann schmeißen wir ganz viel Vanille-Eis drauf", sagte ich zu meinem Cousin.
"Nein, antwortete er, da unten lebt der Tanzbär, der brummt ganz laut."
"Der was?" prustete meine Cousine los und deutete mir an, der hat echt ne Meise.
"Dann geht doch selber runter und holt eure doofen Birnen allein" antwortete L. wütend.
Ängstlich schob ich A. vorneweg zum Keller. Und plötzlich ein Brummen.
A. lachte laut los: "Ein Igel, ihr Schisser!"
#friedierinnertsich
"Bist du schon wach?" flüsterte meine elfjährige Cousine und strich mir liebevoll eine Strähne aus dem Gesicht
"Nur ein bisschen", antwortete ich im Halbschlaf und wusste, sie würde mich gleich zu irgendwas überreden, was völlig verrückt war. Wie immer.
Wir tappsten leise in Oma's Küche und setzten Milch auf den Herd.
"Ich weiß nicht, wie das geht", sagte ich ängstlich, aber sie winkte ab.
"Wenn es hochschäumt, müssen wir den Topf von der Flamme schieben", sagte sie ...
"Was ziehst du für ein Gesicht", fragte meine Oma mich.
"Ich war am Briefkasten, aber er hat nicht geschrieben. Ich glaube, er hat mich einfach in den Ferien vergessen, und wird sich nie mehr melden."
"'Aber Kind. Jetzt wisch mal die Tränen weg. Du musst ihm schon vertrauen."
"Wie denn, wenn er mich einfach vergisst!", schreie ich.
"Lauf in die Küche, Mädchen. Da liegt ein Brief von ihm auf dem Tisch. Deshalb!
Ich war vorhin schon die Post holen."
Meine Uroma wurde von uns Kindern immer Babuschka genannt, was soviel wie Großmütterchen bedeutet, weil sie immer, wenn sie einen im Tee hatte, russisch (wahrscheinlich weißrussisch) fluchte inmitten einer katholischen frommen deutschen Gegend 😄
Sie war nach Deutschland gekommen 1938, zumindest wurde das in der Verwandtschaft immer erzählt, es hieß, sie sei aus Ostpreußen.
Meine Babuschka machte ihren eigenen Stiefel und mein Opa ermahnte sie immer, Deutsch zu sprechen.